Ausgabe Januar 2003

Laufrad für den Hamster?

 

Abwägung von Argumenten für und gegen Laufräder

 

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Hamsternews, Ausgabe Januar 2003:

Laufrad für den Hamster?

Ein Hamster kommt ins Haus, nun kommen Fragen auf: Welchen Käfig hole ich, welches Zubehör und bei all dem Zubehör kommt in der Regel noch die Frage nach einem Laufrad. Ein hamstersicheres Laufrad sollte an einer Seite komplett geschlossen sein und an der anderen Seite komplett offen, die Lauffläche sollte komplett geschlossen sein, also nicht aus Gitter bestehen. Außerdem sollte das Laufrad einen Mindestdurchmesser von 20 cm haben. Leider werden im Handel häufig Fertig-Sets angeboten, in dem ein Laufrad und Hamsterwatte mit im Käfigpreis enthalten sind. Beides ist in der Regel nicht zu gebrauchen. Es gibt einige Menschen, die Laufräder generell ablehnen und andere, die absolut für ein Laufrad sind.

Die Diskussion um Laufräder geht häufig so weit, dass viele ganz vergessen, die Hamster selbst zu befragen. Wichtig ist, das der Mensch ein Laufrad aussucht, an dem der Hamster sich nicht verletzen kann. Ist z.B. die Lauffläche aus Gitterstäben, kann es zu Verletzungen kommen, ist an einer Seite ein Ständer, so tritt ein Schereneffekt ein, an dem sich ebenfalls der Hamster verletzen kann. Ist das Laufrad zu klein, kommt es zu Wirbelsäulenverkrümmungen, die ebenfalls zu vermeiden sind. Hat der Hamster einen kleinen Käfig mit wenigen Anregungen, so kann es natürlich passieren, dass ein Laufrad zum Liebsten wird, was der Hamster hat. Dass das nicht am Laufrad liegt, sondern an dem falschen Käfig und der armseligen Einrichtung, wollen viele sogenannte "Laufradgegner" nicht sehen. Wer also seinen ausreichend großen Käfig interessant für den Hamster einrichtet, der wird merken, dass ein sicheres Laufrad durchaus für den Hamster genauso intensiv genutzt wird, wie andere Höhlen, Töpfchen, Buddelkisten u.ä.  Sollten Sie jetzt merken, dass Ihr Hamster einen Käfig hat, der viel zu klein ist oder auch zu wenig Anregung bietet,

und der Hamster deshalb ständig im Laufrad läuft, und sollten Sie jetzt den Wunsch haben, das zu ändern, sollten Sie unbedingt darauf achten, dass das Laufrad auch in einem neuen, größeren und abwechslungsreicheren Käfig bleibt. Falls es zu klein ist, besorgen Sie ein neues.  Hört nämlich ein Hamster von heute auf morgen auf, mit dem Laufrad zu laufen, dann kann es zu ernsten gesundheitlichen Problemen kommen, die nicht dem Laufrad in die Schuhe zu schieben sind, sondern der Tatsache, dass dem Hamster eine Bewegung, die er vorher hatte, von heute auf morgen genommen wurde. Es spricht nichts dagegen, dem Hamster das Laufrad nur stundenweise zur Verfügung zu stellen. Viele Hamster nehmen das Laufrad als zusätzliche Beschäftigungsmöglichkeit, ich habe bei keinem Hamster erlebt, dass das Laufrad zur Sucht wird (wie oft behauptet). Ich kennen auch einige Menschen, die mit ihren Hamstern ähnliche Erfahrung gemacht haben. Ich denke, das zeigt, dass nicht einzelne Gegenstände alleine eine Verhaltenstörung ausmachen, sondern das ganze Umfeld des Hamsters betrachtet werden muss. Wichtig neben einem großen, abwechslungsreich eingerichteten Käfig ist ein täglicher Auslauf.

 

Erstmals wurde das Thema Laufrad an der Universität in Bern wissenschaftliche betrachtet. Die Ergebnisse sind eindeutig, das Laufrad schadet dem Hamster nicht und es verursacht auch keine Sucht. Im Gegenteil vermindert ein Laufrad stereotype Verhaltensweisen, die Hamster in gleichen Käfiggrößen zeigen. Ein Laufrad kann aber nicht den artgerechten Käfig ersetzten, aber es hilft in einem großen Käfig, stereotypen zu vermeiden. Lesen Sie dazu auch unsere Hamsterinfo-Magazin, Ausgabe Juni.

Argumente von sogenannten "Laufradgegnern":

1) "Das Laufrad birgt Verletzungsgefahr, es kann zu Frakturen der Beine kommen."

 

Anmerkung: Das kann bei Laufrädern passieren, die eine Lauffläche aus Gitter haben. Außerdem kann ein Hamster sich auch beim Klettern im Käfig verletzen, wenn er beispielsweise am Gitter hängen bleibt oder von der Decke auf den Boden fällt. Hat ein Hamster eine Fraktur und hat man ein wie oben beschriebenes hamstersicheres Laufrad, so liegt es nicht am Laufen im Laufrad, dass der Hamster eine Fraktur hat.  

 

2)" Das Laufrad sorgt für eine Rückenverkrümmung, Wirbelsäule wird gekrümmt"

 

Richtigstellung: Ist das Laufrad ausreichend groß, kommt es nicht zu einer Rückenkrümmung. Es kann passieren, dass sich aufgrund von Kalziummangel 2 Wirbel verhärten und der Hamster einen gekrümmten Rücken bekommt. Ein solcher Hamster sollte kalziumreiche Kost bekommen ( Osteoporose) . Das hat mit dem Laufrad nichts zu tun. Außerdem ist ein gekrümmter Rücken ein Anzeichen für Schmerzen. Vorsichtshalber sollte man einen Arzt zu Rate ziehen. Hinzu kommt, dass ein krummer Rücken eine mögliche Alterserscheinung darstellt, auch bei Hamstern ohne Laufrad. (Krankheiten der Heimtiere (2001), 96)  

 

3) "Das Laufen im Laufrad schadet dem Herzen des Hamsters, führt zu einem schwachen Herzen durch Überstrapazierung (stundenlanges Laufen im Rad)."

 

Anmerkung: Diese Behauptung wurde wohl in keiner Weise überprüft. Von menschlichen Sportlern weiß man jedoch, dass Sport das Herz eher stärkt als dass er schadet.  

 

4)" Das Laufrad ist nicht natürlich, kommt in der Natur des Hamsters nicht vor."

 

Anmerkung: Welche Einrichtungsgegenstände für Hamster kommt eigentlich in der Natur vor. Es fängt schon an mit dem Käfig. Wo in der Natur ist ein Hamster eingesperrt? Wo gibt es Einstreu? Wo gibt es Höhlen aus Holz und ähnliche Einrichtungsgegenständen. Fakt ist, dass ein Hamster in der Natur sehr lange Strecken zurücklegt. Sollte der Hamster diese Möglichkeit in der Wohnung eines Menschen haben und die ganze Nacht herum laufen dürfen in alle Räume, dann mag das ein Stück weit den natürlichen Lauftrieb des Hamsters ersetzen, allerdings ist das doch in der Regel nicht der Fall. Ohne Laufrad fehlt dem Hamster die Befriedigung eines Grundbedürfnisses, das Laufen. Außerdem ist das Graben im Einstreu sicher nicht zu vergleichen mit dem Graben von Gängen in der Natur.  

 

5) "Das Laufrad verursacht Missbildungen."

 

Anmerkung: Man sollte keine Laufräder anbieten, in denen sich der Hamster verletzen kann oder in denen sich der Rücken biegt. Laufräder, die Gitterstäbe als Lauffläche haben oder an denen die Seite nicht komplett offen ist, bieten Verletzungsgefahren und sollten vermieden werden.

 

6) "Laufräder sind stupide und sorgen für eine stereotype Bewegung."

 

Anmerkung: Hamster, die in einer abwechslungsreichen Umgebung leben, nutzen das Laufrad nicht ausschließlich, sondern graben und buddeln, suchen nach Futter und laufen im Laufrad immer abwechselnd. Oft habe ich schon beobachtet, dass Hamster im Laufrad laufen, stehen bleiben, sich umschauen, weiterlaufen, aussteigen, sich anderweitig beschäftigen und dann wieder im Laufrad laufen. Läuft der Hamster stupide im Laufrad, so liegt das an der restlichen Käfigeinrichtung und/oder an fehlendem Auslauf.  

 

7) "Hamster bekommen eine "Laufradsucht".

 

Anmerkung: Dieses Argument wird gerne pauschal genannt und sagt letztendlich dasselbe aus wie Behauptung 6. Dieser Begriff ist eine Bezeichnung für eine stereotype Bewegung, die bei Hamstern beobachtet wurde, die in viel zu kleinen, anregungsarmen Käfigen wohnen mussten. Hätten diese Hamster kein Laufrad gehabt, hatten sie eine andere Verhaltensauffälligkeit gezeigt, z.B. das Nagen am Gitter. Eine Verhaltensauffälligkeit des Hamsters, egal in welcher Form, ist immer zurückzuführen auf das Gesamtumfeld und auch auf die Zeit, die ein Mensch opfert um sich um sein Haustier Hamster zu kümmern. Es ist immer einfacher dem Laufrad die Schuld zu geben als sein eigenes Verhalten kritisch zu hinterfragen. .    

 

8) "Ich habe es schon von anderen Hamsterhaltern gehört oder in vielen Internetforen gelesen, dass ein Laufrad schlecht ist oder ich kenne jemanden, der das weiß."

 

Richtigstellung: Wer in Internetforen etwas liest, sollte nach der Begründung fragen. Jeder, der eine Meinung vertritt sollte das auch mit guten Argumenten begründen können. Oft erlischt eine solche Diskussion, wenn jemand ernsthaft nach Gründen fragt oder endet in Behauptungen, die nicht beweisbar sind.

 

9) "Hamster brauchen nur ein Laufrad, wenn sie in einem kleinen Käfig gehalten werden und sonst keine Spielmöglichkeiten haben."

 

Richtigstellung: Ein kleiner Käfig und kein Auslauf macht einen Hamster krank und verrückt. Wenn dann ein Laufrad reingestellt wird, ist das für den Kleinen die einzige Bewegungsmöglichkeit die er hat. Hätte er das Laufrad nicht, würde er stereotype Verhaltensweisen entwickeln. Der Hamster würde an einer Seite des Käfigs hin und herlaufen oder an den Gitterstäben knabbern. Bei Hamstern mit tierschutzgerechtem Laufrad nehmen stereotype Bewegungen ab. Das wurde in einer neuen wissenschatlichen Untersuchung festgestellt.

 

10) "Laufräder sind mehr für das menschliche Auge und um dem Menschen das schlechte Gewissen zu nehmen, wenn sie kein Geld für einen großen Käfig ausgeben wollen. Auch wenn man in Hamsterbüchern liest, dass der Hamster so seinen natürlichen Bewegungsdrang ausleben muss, ist es doch nur ein sehr schlechter und gefährlicher Ersatz für einen großen Käfig und Auslauf !"

 

Richtigstellung: Ein großes, artgerechtes Laufrad darf nie Ersatz für einen großen Käfig oder der tägliche Auslauf. Es ist ein Zusatzangebot, das der Hamster annehmen kann oder nicht. Beobachtungen haben gezeigt, dass manche Hamster sogar während ihrem Auslauf zwischendurch immer mal wieder ihr Laufrad aufsuchen und es in ihre Erkundungstour mit einbeziehen. Es scheint das Laufbedürfnis gut zu befriedigen. Bei einer Exkursion von Stundenten der Universität Halle unter Leitung von GATTERMANN wurde wilden, in der Natur gefundenen Hamstern ein Laufrad angeboten und auch sie haben es gerne angenommen. Das heißt nicht, dass sie stupide stundenlang im Laufrad gelaufen sind, sondern dass sie es als zusätzliche Beschäftigung gerne angenommen haben.

 

11) Laufkugeln und Metalllaufräder sind von der Tierärztlichen Vereinigung für Tierschutz als tierschutzwidrig und gesundheitsschädlich eingestuft. Beim Aussteigen können sie sich zwischen den Haltestreben einquetschen (Schereneffekt). Diese Gefahr besteht ebenfalls, wenn zwei Zwerghamster gleichzeitig laufen, die eine Zwerghamster will aussteigen, die andere läuft weiter und schon ist der Hamster eingeklemmt.

 

Anmerkung: Das ist vollkommen richtig. Solche Laufräder sollten nicht verwendet werden.

 

12) Durch das völlige Verausgaben beim Laufen kann es zum vorzeitigem Herzversagen kommen. Alte Tiere sterben früher.

 

Anmerkung: Diese Aussage ist doch sehr zweifelhaft. Mein Dsungarischer Zwerghamster Heisenberg ist

2 Jahre und 7 Monate alt und strotzt bester Gesundheit (mit Laufrad).

 

13) Oft laufen Hamster auch zu schnell im Laufrad, dabei kann es dazu kommen, dass sie sich überschlagen oder über die eigenen Füßchen stolpern, dass es dabei zu Verletzungen kommen kann, ist leider nur zu oft bestätigt worden. Mitunter behindern Zwerghamster sich gegenseitig beim Laufen im Rad, was ebenfalls zu Verletzungen und Stürzen führen kann.

 

Anmerkung: Hamster sind zwar keine geschickten Kletterer aber umso geschicktere Läufer. Wenn die Lauffläche und eine Seite des Laufrades geschlossen sind und die andere Seite des Laufrades komplett offen ist, kommt es beim Laufen zu keinen Verletzungen.

 

14) "Plastiklaufräder werden angenagt und die Splitter können im Darm zu schweren Verletzungen und zum Tode der Tiere führen."

 

Anmerkung: Deshalb ist es besonders wichtig, dass sich an der Rückseite und der Lauffläche des Laufrades keine kleinen Streben befinden, die der Hamster (wie Gitterstäbe) annagen kann. Auch hier gilt wieder: wenn der Hamster zusätzlich einen großen Käfig hat, der abwechslungsreich eingerichtet ist und einen täglichen Auslauf bekommt, dann nagt er in der Regel nicht am Laufrad. Sollte er es doch tun, sollten Sie die Haltungsbedingungen des Hamsters überdenken. Auch das Nagen an Plastik ist eine Verhaltensauffälligkeit.

 

15) Ein Hamster läuft in der Natur, um ans Futter zu kommen, im Laufrad findet er kein Futter.

 

Richtigstellung: Auch in der Natur muss der Hamster mehrer hundert Meter in einer Nacht zurücklegen und findet nicht auf jeden Meter etwas zu fressen. Wäre das so, bräuchte er die weiten Strecken nicht zurücklegen und würde eventuell aufgrund mangelnder Bewegung und einem Überangebot an Futter verfetten und früher sterben. Auch hier gilt wieder wie das vorher gesagte: Nicht das Laufrad alleine, sondern die gesamte Einrichtung, die Käfiggröße, die Möglichkeit eines täglichen Auslaufs, Vermeidung von Stressfaktoren, Anerkennung der Ruhezeiten und ein gesundes Futter sind ausschlaggebend für die Lebensqualität eines Hamsters.

 

16) Zwerghamster laufen sowieso nicht viel.

 

Anmerkung: Dies ist eine Fehlinformation. Auch Zwerghamster legen in der Natur beachtliche Strecken zurück. Das Territorium eines Dsungarischen Zwerghamsters und des Chinesischen Streifenhamsters kann bis zu 300m betragen. (Vgl. FLINT 1966 in: STRICKER, 1999, 60ff)

 

Es gibt durchaus Zwerghamster, die fauler sind als andere, die gibt es auch unter den Goldhamstern. Es kann auch durchaus sein, dass der Hamster das Laufrad nicht zum Laufen benutzt sondern, in ihm seine Abendtoilette vollzieht oder es gar nicht beachtet. Dennoch sollte der Hamster diese Entscheidung selbst treffen können.

Fazit:

Anders als Mäuse oder Ratten sind Hamster keine guten Kletterer. Sie müssen in der Natur jede Nacht weite Strecken zurücklegen, um Futter oder einen Partner zu finden. Eine artgerechter Einrichtung eines Hamsterkäfigs ist praktisch nicht möglich. Man sollte sich aber an den natürlichen Bedürfnissen der Hamster orientieren und ihnen einen großen Käfig, eine abwechslungsreiche Einrichtung, wozu auch ein hamstersicheres Laufrad gehört, und täglichen Auslauf bieten.  

Besuchen Sie auch unseren Laufradtest!

 

Karin Weisbrod, 05.01.2003

Das Hamstermagazin, online, Ausgabe Januar

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